Liebe Leserinnen und Leser,

ich begrüße Sie ganz herzlich in der LesBAR und kredenze Ihnen heute drei Bücher, die mir in der zurückliegenden Zeit besonders aufgefallen sind. Sie werden feststellen, dass mein interessanter Büchercocktail durchaus nicht immer sehr sternenreich sein muss. Fangen wir also einmal an:

In den Bestseller-Listen steht ein Titel ganz weit oben, der mich neugierig gemacht hat. „Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“. Prof. Dr. Dirk Oschmann hat es geschrieben und im Untertitel „Wie die Konstruktion des Ostens unsere Gesellschaft spaltet“ stellt er eine kühne These auf. Der Autor versucht zu erklären, was es bedeutet, eine Ost-Identität auferlegt zu bekommen, die für die wachsende gesellschaftliche Spaltung verantwortlich gemacht wird. Oh Mann! Da schwillt mir schon ein wenig der Kamm. Wer ist der Autor eigentlich? Oschmann wurde in Gotha geboren und ist Professor für „Neue deutsche Literatur“ an der Uni Leipzig.

Dass er folglich das Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschen durch eine Ostbrille sieht, sei ihm nicht anzukreiden. Dass er mit seinem Buch auf eine gesellschaftliche Kluft hinweist, die gerade dabei sein sollte, kleiner zu werden, ist auch noch okay. Aber was soll das Ganze? Das Menschen, die viele Jahrzehnte hindurch in völlig unterschiedlichen Lebensumfeldern groß geworden sind, verschieden ticken, ist bekannt. Wir haben das nach der ersten Euphorie der Wiedervereinigung wohl alle überdeutlich gespürt. Hüben wie drüben. Das Zusammenwachsen war und ist immer noch nicht einfach. Da wurden und werden Fehler gemacht. Auf beiden Seiten. Keine Frage. Aber dass der Osten – gemeint ist ja wohl das ehemals etwas andere gesellschaftliche Leben in den östlich gelegenen Bundesländern – eine Erfindung des Westens sei, ist meines Erachtens Unsinn. Nicht Westdeutschland sondern ein politisch verkorkstes System in der Ex-DDR hat den Osten erfunden. Wer solche Thesen wie Oschmann veröffentlicht, trägt mit dazu bei, dass die Spaltung so schnell nicht überwunden wird. Dafür habe ich keinerlei Verständnis. Daher gibt es von mir nur einen von fünf möglichen Sternen.

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Titel: Der Osten: eine westdeutsche Erfindung

Auto: Prof. Dr. Dirk Oschmann
Genre: Streitschrift
Verlag: Ullstein, gebundene Ausgabe
Preis: 19,99 Euro

Jetzt etwas leichtere Kost? Einverstanden. Kommen wir einmal auf das Thema Spargel, und gehen wir in unsere engere Heimat. Bettina Reimann lebt in der Region Hannover und arbeitet dort als Magazinjournalistin und Autorin von Krimis und Sachbüchern. Ein neuer Kriminalroman aus ihrer Feder ist frisch erschienen und trägt den verheißungsvollen Titel „Spargel-Geheimnis im Allertal“. Ort der Handlung ist das Dorf Eickeloh. Eine gewisse Flora Kamphusen und ihr Ermittlerteam, bestehend aus Familienmitgliedern, trifft dort auf arg verschwiegene Spargelbauern. Sie hüten offensichtlich ein düsteres Geheimnis. Ein unbekannter Mann wird blutüberströmt im Spargelfeld gefunden. Ein Opfer von vielen? Was geht im Dorf seit Jahrzehnten vor? Flora lüftet natürlich das Geheimnis. Und findet Grauenhaftes. Gänsehaut pur! Dafür gibt es von mir drei Stangen Spargel. Pardon, drei Sterne natürlich, sorry.

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Titel: Spargel-Geheimnis im Allertal

Autorin: Bettina Reimann
Genre: Krimi
Verlag: Gmeiner, Taschenbuch
Preis 14 Euro

Mein heutiger Klassiker der Bücher entführt Sie gedanklich nach New Hampshire. John Winslow Irving, der amerikanisch-kanadische Schriftsteller, der 1942 ebendort geboren wurde, schrieb 1981 den Roman „Das Hotel New Hampshire“. In seinem fünften Roman, der längst zur klassischen Weltliteratur gehört, erzählt der Autor die Geschichte der Familie Berry. Die Berrys haben fünf Kinder, John ist der mittlere. In seiner unvoreingenommenen Art ist John es, der aus seiner Sicht berichtet.

Der Beginn der 1940er Jahre bildet den Anfang, die zu Ende gehenden 1970er Jahre sind der Schluss der Erzählung. Somit erstreckt sich die Handlung über drei Generationen. Wobei der Schwerpunkt auf den Kinder- und Jugendjahren der Berry-Kinder Frank, Franny, John, Lilly und Egg liegt. John berichtet überaus fantasievoll. So wird diese Rückblende nie langweilig. Logisch, dass ein namensgebendes Hotelmilieu eine wichtige Rolle spielt. Und in weiteren Rollen tauchen ein Jude sowie ein Bär auf und es geht natürlich auch um Liebe und Tod. Dieser Roman spiegelt die wunderbare Erzählweise des Autors John Irving optimal wider. Von mir daher vier Sterne.

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Titel: Das Hotel New Hampshire

Autor: John Irving
Genre: Roman
Verlag Diogenes, Sondereinband
Preis 15 Euro

Womit der Bücher Cocktail für heute sozusagen bis zur Neige ausgekostet wurde. Bitte behalten Sie Appetit auf den Cocktail interessanter Bücher in der nächsten Ausgabe Ihrer Lokalzeitung.

Herzlichst
Ihr Dieter R. Doden