Liebe Leserinnen und Leser,

heute werde ich ein wenig geheimnisvoll und gleite ins Psychologische ab. Das passt – denke ich – ganz gut in die Jahreszeit. Und ebenso gut zu Buch-Neuerscheinungen und einem Klassiker, der weit vor unserer Zeit entstand. Viel Spaß beim Lesen:

„101 Essays, die dein Leben verändern werden“ von Brianna Wiest ist bereits seit einigen Wochen in der Bestseller-Liste zu finden. In der ARD „Druckfrisch“ schrieb Denis Scheck „Ein Buch wie ein Wetzstahl zur Schärfung des eigenen Bewusstseins“. Das muss also ein tolles Werk sein, das Brianna Wiest da geschrieben hat. Sie ist immerhin eine anerkannte amerikanische Autorin von psychologischen Schriften zur Lebensführung. So sollen die 101 Essays schädliche Denkmuster durchbrechen und der Leserschaft die Augen öffnen. Die Thesen sollen ein wertvoller Begleiter auf dem Weg zur Selbstfindung und auf der Suche nach sinnvollem Neubeginn und Glück sein. Okay, die Autorin schreibt über Dinge, die eventuell einige Leserinnen und Leser nicht wussten oder – wahrscheinlicher – wussten, aber nicht recht wahrhaben wollten. Ob die Essays deswegen richtungsweisend ist? Nun ja, Lebensweisheiten verbreitende Ratgeber gibt es viele. Wer sie braucht…! Mir ist das alles zu langatmig und offen gesagt zu anstrengend. Nachhilfeunterricht in Sachen richtiges Leben? Ich persönlich bin eigentlich mit meinem Leben ganz zufrieden. Daher von mir nur zwei von fünf möglichen Sternen.

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Titel: 101 Essays, die dein Leben verändern werden
Autorin: Brianna Wiest
Genre: Sachbuch
Verlag: Piper, gebundene Ausgabe
Preis: 22 Euro

Bei einer weiteren Buchneuerscheinung bleiben wir beim Thema. Sanaka Hiiragi schrieb den Roman „Die Erinnerungsfotografen“. Darin geht es ebenfalls um die Frage, was man braucht, um ein glückliches Leben zu führen: Im Fotostudio von Mr. Hirasaka können die Besucher aus eigenen Fotografien ihren ganz individuellen, persönlichen Lebensfilm zusammenstellen. Sie erhalten damit Gelegenheit, zu einem bestimmten Ort in einer bestimmten Zeit ihres Lebens zurückzukehren. Fazit des Ganzen: Das Leben ist wunderschön, man muss es nur aus dem Blickwinkel eines erfreulichen Augenblickes sehen. Die Autorin aus Tokio hat einen interessanten Roman geschrieben, in dem es um Zeitreisen geht. Ob derlei Touren wirklich glücklicher machen? Keine Ahnung. Aber immerhin, kein Sachbuch, sondern eine schöne Geschichte. Von mir dafür drei Sterne.

Titel: Die Erinnerungsfotografen
Autorin: Sanaka Hiiragi
Genre: Roman
Verlag: Hoffmann und Campe, gebundene Ausgabe
Preis: 22 Euro

Kommen wir zum Klassiker und gehen unendlich weit zurück. Vor rund 2.500 Jahren soll ein Mann gelebt haben, der heute unter anderem unter dem Namen Laotse bekannt ist. Er gilt – wenn er denn tatsächlich gelebt hat – als Begründer des Taoismus, einer chinesischen Philosophie und Weltanschauung. Seine Lehren legen heute ein anschauliches Zeugnis ab über die Weisheiten aus dem alten China. Zusammengefasst in dem „Buch vom Sinn und Leben“, das (wieder einmal, siehe Text oben) den Weg aufzeigen soll zu einem sinnerfüllten Dasein. Laotses Weisheiten gelten als eines der meistübersetzten Werke der Weltliteratur. Die Übersetzung von Richard Wilhelm ist sehr inhaltsvoll. – Wer sich mit den hier in der LesBAR angerissenen Themen beschäftigen möchte, ist jedoch mit den Weisheiten, die der Chinese vor Jahrhunderten formulierte, gut bedient. Von mir noch einmal drei Sterne.

Titel: Das Buch vom Sinn und Leben (Tao te king)
Autor: Laotse
Genre: Sachbuch
Verlag und Preis: diverse

Drei Bücher, die sicher keine leichte Kost sind, zugegeben. Aber – siehe oben – nach einem beschwingten Sommer und einem hoffentlich lockeren Urlaub ist das eventuell der Stoff, der an langen Schmuddeltagen auf andere Gedanken bringt. Wie auch immer. Behalten Sie bitte Appetit auf den Cocktail interessanter Bücher in der nächsten Ausgabe Ihrer Lokalzeitung.

Herzlichst Ihr
Dieter R. Doden